Alles gut? Alles gut!

Wir alle kennen es:  Zwischen Freundinnen und Freunden, im Familienkreis, in der Freizeit: Es ist immer „Alles gut!“ Diese Konversation können wir mittlerweile bei jedem Zusammentreffen von Menschen erleben. Meist vor dem Küsschen links und dem Küsschen rechts.

Dass es sich mittlerweile auch in den Firmen und Betrieben durchgesetzt hat, ist also nicht verwunderlich. Zwar meist ohne Küsschen auf die Wange aber dafür umso hartnäckiger.

Zwischen Kolleginnen und Kollegen, bei der Begrüßung zu Meetings und über alle Hierarchiestufen hinweg bis in die Chefetagen, es ist einfach „Alles gut!“

Die Standardantwort auf die Standardfrage!

Ich vergleiche das gerne mit dem amerikanischen „How are you?“ auf das zwingend ein „Fine!“ folgt, ohne dass der eine dem anderen wirklich zuhört, geschweige denn, sich für dessen Antwort interessiert.

Ja, es scheint der Heilsbringer zu sein! Ist ja auch einfach: Wir brauchen nur die Betonung leicht verändern und können den gleichen Satz ohne Nachdenken zurücksprechen. Bequemer lässt sich eine erschöpfende Konversation wohl nicht gestalten.

Was ist bloß los mit uns?

Welche Scheinwelt schaffen wir uns damit in unseren Unternehmen oder auch Familien und in unserem Umfeld?  Solange man uns ernst nimmt glaubt man uns diese Floskel sogar! Schlimmer noch, wir glauben es mit der Zeit sogar selbst.

Vielleicht wollen wir damit aber auch was ganz anderes zum Ausdruck bringen und vielmehr sagen: „Hey ihr Fragenden, ich hab alles unter Kontrolle und im Griff“! Immer gut drauf, stets den vollen Überblick, vorbildliche Work-Life-Balance … – manchmal fühlt es sich für mich an wie das berühmte „Pfeifen im Walde“.

Es ist schön und wünschenswert, wenn alles gut ist und in manchen Fällen entspricht das ja auch der Realität, aber dieses inflationäre „Alles gut“ stumpft mich langsam ab.

Wo ist der Raum für echte wahrheitsgemäße Gefühlsbekundungen oder Situationsbeschreibungen? Und vor allen Dingen, wo und von wem werden diese gehört und ernst genommen?

Prüfen Sie doch mal, ob Sie in Ihren Unternehmen oder in Ihrem Umfeld nicht etwas mehr Inhalt in Ihre Begrüßung packen könnten. Wieviel besser und wirkungsvoller wäre es, klar und verständlich über Ihre Situation zu berichten oder sollten Sie der Fragende sein, auch interessiert daran zu sein, vom Gegenüber mehr Inhalt zu erfahren. Alle wären informiert und unsere Welt würde etwas realitätsnäher werden.

Probieren Sie es ruhig mal aus, es lohnt sich.

In diesem Sinne: Alles gut?!“

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